Gut betreut daheim: eine Frage des Geldes

Publiziert am

18.5.2021

Für das grosse Engagement, das betreuende Angehörige tagtäglich und meist im Stillen leisten, bedankt sich die Schweiz am 30. Oktober. Dieses Jahr ist der Dank verbunden mit einer Forderung an Politik und Gesellschaft: Gute Betreuung muss bezahlbar sein. (Bild: Entlastungsdienst Schweiz)

Gute Betreuung zuhause ist wichtig. Betroffene müssen begleitet und Angehörige entlastet werden. Doch nicht alle können sich gute Betreuung zuhause auch leisten. Das soll sich ändern. Der diesjährige Tag für pflegende und betreuende Angehörige steht ganz in diesem Zeichen.

Ohne gute Betreuung zuhause würde das Leben für viele Menschen in der Schweiz ganz anders aussehen. Viele können nur deshalb zuhause leben, weil betreuende Angehörige und externe Entlastungsdienste sich dort, in ihrem eigenen und gewohnten Umfeld, für sie einsetzen und wertvolle Sorgearbeit leisten. In den meisten Fällen können die betreuenden Angehörigen ihre Aufgabe nur über längere Zeit erfüllen, wenn sie regelmässig entlastet werden.

Die ganze Last liegt auf den Angehörigen

Diese Entlastung jedoch ist eine Frage des Geldes. Nur ein ganz kleiner Teil der Sorgearbeit kann zum Beispiel an die Spitex delegiert werden und wird von der Allgemeinheit über die Krankenkassen getragen. Der überwiegende Teil der Sorgearbeit besteht jedoch in nicht-pflegerischen Aufgaben: gemeinsame Aktivitäten, Hilfe bei Einkäufen und schweren Hausarbeiten sowie administrative Tätigkeiten. Wer über die Pflege hinaus Entlastung braucht, muss diese jedoch selber bezahlen. Damit liegt die gesamte Last der Betreuung auf den Angehörigen.

Betreuung muss bezahlbar sein

Es braucht bezahlbare und gute Betreuung im gewohnten Umfeld für alle. Dafür setzt sich der Entlastungsdienst Schweiz gemeinsam mit Mitstreiter*innen ein. Der Tag für pflegende und betreuende Angehörige vom 30. Oktober 2021 steht unter dem Motto: «Gut betreut daheim: eine Frage des Geldes». Alle aktuellen Informationen über den Tag finden sich unter www.angehoerige-pflegen.ch.

Betreuende Angehörige sind sowohl für die von ihnen betreuten Menschen wie für die gesamte Gesellschaft und das Gesundheitssystem der Schweiz absolut relevant. Und dennoch sind sie einer enormen Mehrfachbelastung ausgesetzt. Das darf nicht sein.

Öffentliche Tagung

Neben dem Aktionstag am 30. Oktober 2021 veranstaltet der Entlastungsdienst Schweiz zusammen mit dem Netzwerk Gutes Alter am 29. Oktober eine öffentliche Tagung mit dem Titel «Gutes Alter für alle – eine öffentliche Aufgabe?». Mit Franzsika Teuscher, Gemeinderätin der Stadt Bern, Prof. Dr. Carlo Knöpfel, der Care-Ökonomin Mascha Madörin und weiteren interessanten Referent*innen und Teilnehmenden reden wir über neue Perspektiven in der Sorgearbeit und über die Frage, wie es gelingt, den Menschen mit seinen Bedürfnissen ins Zentrum des Systems zu stellen. Mehr zu Programm und Anmeldung unter www.angehoerige-pflegen.ch.

Forderungen

Der Entlastungsdienst Schweiz ist der Ansicht, dass es für Lösungen in diesem Bereich eine Voraussetzung ist, dass Betreuung (Care-Arbeit) endlich als Arbeit anerkannt wird. Und er fordert, dass Betreuung in der Schweiz so finanziert wird, dass sie für alle zugänglich ist.

Fakten zum Thema

  • In der Schweiz wurden 2017 mindestens 309’000 zuhause lebende Personen ab 15Jahren aus gesundheitlichen Gründen regelmässig von Angehörigen unterstützt. (SchweizerischenGesundheitsbefragung 2017)
  • 2014 brauchten zwischen 220'000 und 260'000 Menschen im Alter von 65 Jahren und mehr Unterstützung. Dabei liegt der Bedarf zu 70 Prozent bei nicht-pflegerischen Aufgaben: Hilfe im Haushalt, bei Einkäufen und schweren Hausarbeiten sowie bei administrativen Tätigkeiten.

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