Marilyn Häne liebt ihre eigene Wohnung. «Ich bin so zufrieden hier und wünsche mir, dass ich immer so wohnen kann», sagt sie. Seit einem Jahr wohnt Marilyn Häne selbständig, davor lebte sie in einer betreuten WG, wo sie sich nicht sehr wohl fühlte. Die Betreuerinnen Anna und Marlise vom Entlastungsdienst Schweiz – Kanton Bern sind regelmässig bei Marilyn Häne. «Ohne die Hilfe von Anna und Marlise würde meine Wohnung nicht so aussehen, wie sie jetzt aussieht. Sie haben mir geholfen, damit ich mit meinem Haushaltsgeld alles kaufen konnte, was ich brauche. Die meisten Sachen haben wir im Brockenhaus gekauft. Sie haben mir dann auch geholfen, alles schön einzurichten, die Elektrogeräte anzuschliessen und beider Renovation haben sie auch tatkräftig mitgeholfen.»
Seit Marilyn Häne in der eigenen Wohnung lebt, erhält sie mehrmals wöchentlich Besuch vom Entlastungsdienst Schweiz und von der Spitex. Anna und Marlise vom Entlastungsdienst Schweiz leisten Marilyn Gesellschaft, kochen mit ihr und für sie und schauen mit ihr gemeinsam, dass sie alles hat, was sie zum Leben in der eigenen Wohnung braucht.
Die Betreuung zuhause muss die 73-Jährige selbst bezahlen. Noch geht das gerade so, sagt ihre Beiständin, die sich um das Finanzielle kümmert. «Aber das wird nicht mehr lange möglich sein.» Sich im Alter und mit Beeinträchtigung zuhause gute Betreuung zu leisten, ist in Marilyn Hänes und ganz vielen anderen Fällen sehr schwierig. Dass der Entlastungsdienst Schweiz als Non-Profit-Organisation über sozialverträgliche Tarife verfügt, hilft zwar. Aber nicht immer reicht dies, um langfristig zuhause gut betreut sein zu können. Die Beiständin von Marilyn Häne sucht darum zusammen mit der Vermittlerin des Entlastungsdienstes Schweiz –Kanton Bern nach einer Organisation, die die Einsätze in Zukunft mitfinanzieren kann. «Ich wünsche Marilyn Häne, dass wir einen Weg finden, die Betreuung weiter zu finanzieren. Sie ist so glücklich, dass sie in ihrer eigenen Wohnung leben kann und es wäre für sie schlimm, wenn sie dort wieder ausziehen müsste», sagt die Beiständin.
Auch die Betreuerinnen Anna und Marlise würde Marilyn Häne vermissen, wie sie sagt. «Ich habe den beiden schon oft gesagt, ich möchte sie nie nie nie verlieren. Wir haben es auch immer so lustig miteinander!» Die Betreuerinnen wechseln sich mit ihren Einsätzen ab, insgesamt erhält Marilyn Häne dreimal wöchentlich Besuch vom Entlastungsdienst Schweiz. Sie erzählt: «Manchmal machen wir zusammen Musik! Ich spiele Keyboard und Anna spielt Gitarre. Das passt super zusammen. Und singen kann ich auch gut.» Die Betreuerinnen und Marilyn Häne unternehmen auch gemeinsame Ausflüge, kaufen ein, kochen und essen zusammen.
Anna und Marlise leisten ihre Einsätze bei Marilyn Häne sehr gerne. «Den Schalk und Humor von Frau Häne mag ich gerne. Sie ist ehrlich und direkt, das schätze ich sehr», sagt Marlise. Und Anna fügt an: «Man wird immer erwartet und voller Freude empfangen.» Damit das so bleibt, braucht es nun eine kreative Lösung, um die Betreuung von Marilyn Häne zuhause zu finanzieren.
Dass viele Betroffene in der Schweiz händeringend nach Lösungen für die Finanzierung von Betreuung zuhause suchen müssen, bleibt ein Problem.
Der Entlastungsdienst Schweiz fordert, dass Betreuung in der Schweiz so finanziert wird, dass sie für alle zugänglich ist.
Gute Betreuung zuhause sollte für alle bezahlbar sein. Das fordern der Entlastungsdienst Schweiz und weitere Organisationen zum Tag für pflegende und Betreuende Angehörige 2021.«Gut betreut daheim: eine Frage des Geldes»: Unter diesem Motto sollen Betroffene und Angehörige am 30. Oktober 2021 besondere Aufmerksamkeit erhalten.
Am Freitag, 29. Oktober 2021 veranstaltet der Entlastungsdienst Schweiz gemeinsam mit dem Netzwerk Gutes Alter eine Tagung zum Thema «Gutes Alter für alle – eine öffentliche Aufgabe?». Die Tagung findet in Bern statt und richtet sich an Betroffene, Interessierte und Fachpersonen.