#DankeAngehörige: Betreuung zuhause ist eine grosse Aufgabe

Publiziert am

30.10.2020

Betreuende Angehörige leisten täglich Grosses. Diese Leistung braucht mehr Anerkennung. Am heutigen Tag für pflegende und betreuende Angehörige sagen wir allen betreuenden Angehörigen von Herzen DANKE! Und stellen konkrete Forderungen an die Politik und die Gesellschaft.

Der Entlastungsdienst Schweiz kümmert sich täglich um Menschen mit Beeinträchtigungen und Krankheiten jeden Alters und um ihre betreuenden Angehörigen. Als Non-Profit-Organisation entlasten wir mit konkreter Unterstützung im Alltag. Heute tun wir das nicht nur in unserer täglichen Arbeit, sondern auch, indem wir allen betreuenden Angehörigen in der Schweiz von Herzen laut und deutlich DANKE sagen. Ohne ihr Engagement wäre vieles in unserer Gesellschaft unmöglich.

Heute wollen wir den Bedürfnissen und Sorgen betreuender Angehöriger besondere Aufmerksamkeit verleihen. Wie kann ich für meine Liebsten da sein und dabei selbst gesund bleiben? Wie kann ich den Ansprüchen der Familie, der Arbeitgeberin und mir selbst gerecht werden? Wo erhalte ich Unterstützung im Alltag? Wer trägt meine Sorgen mit? Und meine finanzielle Last? Was macht mein Kind mit Behinderung, wenn ich einmal nicht mehr da bin? Wie kann ich vorsorgen?

Betreuende Angehörige haben enorm viele Herausforderungen gleichzeitig zu meistern. Nicht selten kommt dazu noch die Trauer über eine Erkrankung in der Familie, ein Schicksalsschlag, vielleicht ein nahender Tod.

Da braucht es Menschen, die sie unterstützen. Mitkonkreter Hilfe, mit Verständnis und persönlichen Gesprächen. Gehen auch Sie heute auf betreuende Angehörige zu, sprechen Sie sie an auf ihre Aufgabe und die Freuden und Leiden, die diese mit sich bringt. Oft tut es gut, einfach gesehen zu werden.

Gratis-Hotline für Betroffene:
0800 501 502

Zum Tag für pflegende und betreuende Angehörige hat der Entlastungsdienst Schweiz –Kanton Zürich zusammen mit Partnerorganisationen eine Gratis-Hotline eingerichtet. Sie steht Betroffenen und Interessierten heute zwischen 9 und 20Uhr zur Verfügung. Unter der Nummer 0800 501 502 beraten Fachpersonenverschiedener Organisationen den ganzen Tag über betreuende Angehörige.

Mit Behinderung alt werden – was dann?

Den Schwerpunkt legt der Entlastungsdienst Schweiz am diesjährigen Tag für betreuende Angehörige beim Thema Alter und Behinderung. Denn wir werden immer älter. Das gilt auch für Menschen mit Behinderungen. Ein Grossteil von ihnen wird auch und ganz besonders im Alter auf Unterstützung angewiesen sein. Wie können wir den spezifischen Bedürfnissen von älteren und alten Menschen mit Behinderungen gerecht werden? Wie können Menschen mit Behinderung im Alter trotz ihrem Angewiesen sein selbstbestimmt leben und soziale Kontakte aufrechterhalten? Und: Wer kümmert sich um sie, wenn beispielsweise die bisher betreuenden Familienmitglieder sie nicht mehrunterstützen können, weil sie selbst alt geworden sind?

Für betreuende Angehörige, die ihre Liebsten jahrelang oder gar seit deren Geburt betreut, begleitet und gepflegt haben, ist der Anbruch des Lebensabschnitts «Alter» mit besonderen Sorgen verbunden.

 Kaum Unterstützung für betroffene Familien

Betreuende Angehörige wie Direktbetroffene in einer solchen Situation brauchen Aufmerksamkeit und Unterstützung. Für das Leben im Alter müssen Betroffene und betreuende Angehörige Lösungen finden können, siebrauchen Perspektiven. Gerade wenn Menschen mit Behinderung das Pensionsalter erreichen, ist diese Unterstützung jedoch aktuell kaum gewährleistet. Denn mit dem Erreichen des Pensionsalters ist meist der Übertritt von der IV in die AHV verbunden. Hier besteht für Betroffene jeweils grosser Informations- und Beratungsbedarf, der von unterschiedlichen Organisationen aufgefangen werden muss. Der Übertritt in die AHV kann auch zu unangenehmen finanziellen Folgen für Betroffene führen.

Es ist stossend, dass Menschen mit Behinderung aufgrund der unterschiedlichen Zuständigkeiten auch im «Ruhestand» für eine selbstbestimmte Lebensführung und ein barrierefreies Umfeld kämpfen müssen. Ein Wechsel der Zuständigkeiten und Ansprechpersonen ist zudem für betreuende Angehörige im hohen Alter höchst problematisch.

Die Politik ist in der Pflicht

Der Entlastungsdienst Schweiz kann für Betroffene in diesem Übergang eine entscheidende Konstante darstellen: Betreuerinnen und Betreuer des Entlastungsdienstes begleiten ihre Kundinnen und Kunden unabhängig von solchen Zuständigkeiten und betreuen sie auch nach einem allfälligen Übertritt in eine Institution weiter. Das kann die Situation vereinzelt entschärfen – es löst aber das grundsätzliche Problem nicht. Hier sind politische und behördliche Entscheidungsträger*innen sowie Fachpersonen aus verschiedenen Bereichen in der Pflicht.

Deshalb stellt der Entlastungsdienst Schweiz zum Tag für betreuende Angehörige vier wichtige Forderungen.

  • Betreuung (Care-Arbeit)ist endlich als Arbeit anzuerkennen.
  • Ein Recht auf Betreuung in der Verfassung verankern
    Um allen Menschen in der Schweiz ein würdiges Altern zu gewähren, sollte die Betreuung gesetzlich geregelt werden. Um Betreuung im Alter für alle sicherzustellen, braucht es darüber hinaus die nötigen Finanzierungsmodelle.
  • Daheim statt Heim
    Die ambulante Betreuung in der eigenen Wohnung sollanalog der ambulanten Pflege gefördert werden.
  • Die IV soll so weiterentwickelt werden, dass sie die Menschen mit Behinderung nach der Pensionierung unterstützt.

Mehr zu den Forderungen: www.angehoerige-pflegen.ch

Entlastungsdienst Schweiz und Tag für betreuende Angehörige 

Der Entlastungsdienst Schweiz ist der Dachverband kantonaler Vereine. Er verfügt über einen Pool von mehr als 800Betreuungspersonen, die jährlich in 1’700 Haushalten knapp 150'000 Stunden Entlastung leisten.

Der Entlastungsdienst Schweiz hat den Tag für pflegende und betreuende Angehörige vor fünf Jahren in der Deutschschweiz initiiert. Inzwischen beteiligen sich auch weitere Organisationen.

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